Olympics
Nashat, Sharyar
SHARYAR NASHAT
Olympics
In seiner Arbeit „Olympics“ stellt Shahryar Nashat Fotografien dreier Turmspringer von den Olympischen Spielen in London 2012 der Aufnahme einer Skulptur des Herkules – dem altgriechischen Nationalheros, der als Schirmherr der Sportstätten galt – aus dem frühen 16. Jahrhundert gegenüber. Fragmenthaft werden die Oberkörper der Turmspringer und die Beine des Herkules auf dem Blatt angeordnet. Während die Springer in konzentrierter Anspannung vor dem Absprung verharren, wird Herkules offenbar bei einer Rast gezeigt, eine Figur, die für ihre Körperlichkeit bekannt ist und in der Kunstgeschichte aufgrund ihrer physischen Überlegenheit häufig in bewegtem Kampf dargestellt wurde. Die unterschiedlichen Versatzstücke wirken als könne man sie wie in einem Puzzle zusammensetzen. Unter den einzelnen Fotografien aufgelistet, liest man Name, Alter, Herkunft, Größe und Gewicht der Abgebildeten, wie man sie aus Depotlisten von Sammlungen und Werkverzeichnissen kennt, so dass eine Vergleichbarkeit der Fragmente suggeriert wird.
In seinen fotografischen, filmischen und skulpturalen Arbeiten beschäftigt sich Shahryar Nashat immer wieder mit Fragen von kunstimmanenten Präsentationsformen. Zudem knüpft die Sportlerthematik seiner jüngsten Fotoedition an die Ausstellung „Stunt“ im Kunstverein Harburger Bahnhof und der darin gezeigten Videoarbeit „The Regulating Line“ an. Die raumeinnehmende Projektion zeigte den Stuntman Frédéric Dessains, wie er sich im Rubenssaal des Louvre für die physische Herausforderung bereit machte, die Konventionen der Bildbetrachtung auf den Kopf zu stellen. Erst zog er langsam seine Turnschuhe, seine Socken, seine Trainingsjacke und sein Hemd aus, dann lief er vor den überlebensgroßen barocken Gemälden, die von Maria de Medici im 17. Jahr-hundert als Legitimation ihrer Macht in Auftrag gegeben wurden, auf und ab. Schließlich hielt er inne und setzte zum einhändigen Handstand an. Der ausschweifenden, gemalten Körperlichkeit setzt Nashat die präzise Ausführung der physischen Turnübung entgegen, aus dessen Position die Gemälde für einen kurzen Moment voller Anstrengung betrachtet werden, bis sich der Körper Dessains zu einem Bogen überspannt. In einem ähnlichen Moment physischer Spannung sind auch die drei Schwimmer zu sehen, die durch Nashat in den Kunstkontext Einzug halten.
Nashats Arbeiten „Factor Green“ (2011) und „Benches“ (2011) waren im Rahmen der Ausstellung ILLUMInations auf der 54. Biennale di Venezia zu sehen.